Angst ist ein Thema, welches uns alle betrifft. Jeder Mensch hat Ängste, mögen sie noch so unterschiedlich sein. Egal wie absurd oder unverständlich diese Angst auf andere Menschen wirkt, ist sie doch für die/den Betroffenen eine ernste Angelegenheit. Angst kann man vor vielen Dingen haben. Angst krank zu werden oder zu sterben. Angst sein Leben nicht mehr finanzieren zu können. Angst, dass einem lieben Menschen oder Angehörigen etwas Schlimmes geschehen könnte. Die Liste könnte man sicher beliebig fortführen. Gerade in unserer jetzigen Zeit führen viele Faktoren dazu, diese Ängste zu fördern und zu verstärken.
Natürlich kenne auch ich dieses Gefühl. Das Gefühl nicht gut genug zu sein, den Anforderungen anderer Menschen nicht zu entsprechen, begleitete mich viele Jahre seit meiner Kindheit. Aber auch heute noch kommt das Gefühl Angst bei mir hoch. Gerade jetzt mitten in der Corona-Krise gehen mir als Selbstständiger viele Gedanken durch den Kopf und die Unsicherheit dieser Zeit fördert Gefühle wie Existenzangst und Zukunftssorgen.
Doch wie geht man mit diesen Gefühlen richtig um? Was tun, wenn die Angst beginnt Besitz von dir zu nehmen? Kann man ein Gefühl wie Angst einfach abschütteln, wie ein nasser Hund die Feuchtigkeit?
Ich denke, der wichtigste Punkt ist, wie man sich selbst in dieser Situation sieht. Kann ich selbst noch etwas verändern oder bin ich zu einer Schachfigur auf dem Spielfeld geworden und werde geschoben? Das heißt, solange ich etwas aktiv verändern kann, bin ich in der Lage meine Situation und damit auch meine Angst zu beeinflussen. Aber was tun, wenn man der Meinung ist nichts machen oder verändern zu können? Nehmen wir doch mal die momentane Situation her. Viele Menschen sorgen sich bezüglich des Covid19 Virus und ihren Mutationen. Entweder haben sie Angst selbst oder, dass geliebte Menschen schwer erkranken könnten. Trotz Hygienemaßnahmen, Maskenpflicht und Kontaktbegrenzung schaffen wir es bis jetzt nicht dieses Virus einzudämmen. Natürlich müssen wir alles tun, um uns und alle anderen zu schützen. Doch dieser Schutz darf sich nicht nur alleine auf die physische Gesundheit orientieren. Wir müssen uns und alle Menschen auch vor der großen Unsicherheit und der daraus entstehenden Angst schützen.
Mut ist das Gegenteil von Angst. Lassen wir nicht zu, dass uns diese Angst beherrscht und uns „auffrisst“. Wie wäre es, wenn wir statt immer wieder die neuesten schockierenden Statistiken anzusehen beginnen uns daran zu erinnern, was wirklich wichtig ist in unserem Leben. Die Angst etwas oder jemanden zu verlieren, auch wenn es noch nicht einmal zur Zeit real ist, nimmt uns die Zeit und die Kraft, genau das zu genießen was wir doch eigentlich lieben. Nützen wir die Zeit die uns bleibt, um mit den Menschen Gespräche zu führen und uns auszutauschen. Vielleicht können einige Vorhaben aufgrund der Beschränkungen nicht durchgeführt werden. Aber das was am Ende zählt ist, dass man das versucht hat was geht. So wie schon der Austropop-Sänger Wilfried in seinem Lied Ikarus treffend sang:“ nicht das Gelingen, nur der Versuch zählt am Schluss“.
Ich denke, es ist auch wichtig nicht mit seinen Ängsten und Sorgen alleine zu bleiben. Je isolierter man ist, um so mehr versinkt man im Morast der Gefühle. Darum sollte man unbedingt mit vertrauten Menschen oder auch mit „Profis“ über seine Ängste und Sorgen reden. Schon alleine das Erzählen lässt eine große Last zu Boden sacken. Schon ein altes Sprichwort sagt: „Geteiltes Leid, ist halbes Leid“. Vielleicht kann die Ansprechperson das Problem nicht aus der Welt schaffen, aber wahrscheinlich kann sie dir das Gefühl nicht alleine damit zu sein, geben.
Niemand der Angst verspürt sollte alleine sein. Wir alle sollten gerade in dieser Zeit uns gegenseitig beistehen und unterstützen. Denn wenn körperliche Nähe wie Umarmungen nicht erlaubt sind, ist es um so wichtiger mit unserer Sprache zu signalisieren, dass wir für einander da sind, um uns gegenseitig zu helfen.
Weil jeder Tag zählt
Robert Plaschke